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Was macht eigentlich … Thomas Pohl?

Thomas Pohl spielte Anfang der 1990er Jahre für FRISCH AUF! Göppingen in der 2. Handball-Bundesliga. In unserer Rubrik „Was macht eigentlich …?“ blicken wir mit ehemaligen Spielern auf ihre Karriere zurück und erfahren, was sie heute machen.

Hallo Thomas, aus Deiner aktiven Zeit war du bekannt als „Instinkthandballer“. Was glaubst du, woher dieser Ruf kam und was zeichnet einen solchen Deines Erachtens aus?

Ich denke, dass ich ein gutes Auge hatte für Spielsituationen oft „richtig“ zu entscheiden, ob selber zu werfen oder einen freien Mitspieler in Szene zu setzen – ich war ja mit 1,86 m nicht unbedingt der körperlich längste, um einfache Tore aus dem Rückraum zu werfen, so musste ich eben mit meinem „Instinkt“ punkten ;-)

 

Du spieltest damals mit FRISCH AUF! in der 2. Liga. Wie war die Stimmung damals? Gibt es besondere Momente, Spiele oder Anekdoten, die Dir in Erinnerung geblieben sind?

Ja, natürlich, in der damaligen „Hohenstaufenhalle“ vor voller Halle zu spielen waren unvergessliche Erlebnisse, dazu die High-Light-Spiele gegen Eintracht Wiesbaden und SG Stuttgart-Scharnhausen, wo es um den Aufstieg in die 1. Bundesliga ging – Ausnahmezustände.

 

Wir haben uns sagen lassen, dass du einmal kurz vor dem Einlaufen wieder umdrehen und zurück in die Kabine musstest. Was war da los?

Ja, da muss man ein bisschen ausholen: als junger talentierter Spieler aus dem Remstal war es immer ein Highlight zu FRISCH AUF!-Spielen zu gehen: ich habe hoch geschaut auf Spieler wie Jerzy Klempel, Rudi Molitor, Rolf Schlögl, Willi Weiß, Stefan Kellner, Martin Schwalb … und als junger Mensch hat man Träume: und plötzlich hast Du die Chance und stehst selbst vorm Einlaufen als Spieler in dieser legendären Hohenstaufenhalle mit dieser Tradition: das hat mich überfordert und ich musste mich immer vor Aufregung noch übergeben kurz vor dem Einlaufen.

 

Gibt es weitere besondere Anekdoten oder ein lustiges Erlebnis aus deiner Zeit bei FRISCH AUF! Göppingen?

Ja, natürlich, viele sogar … und nach 35 Jahren kann man heute auch darüber eher sprechen: es gab ein Trainingslager 1991 in Pfullendorf. Es war Samstagabend und schon viele Spieler zu Bett-Zeiten im Bett (ich auch): plötzlich klopfte Michael Lackinger an unseren Türen (im Auftrag des Trainers Thomas Kibele): wenn er es schafft, wieder alle Spieler zurück an den Tisch zu holen und ein Lied gemeinsam zu singen, bekommen wir Sonntagmorgen trainingsfrei. Das hat geklappt und wir sind alle am Sonntagmorgen mit dem Mannschafts-Transporter ins Freibad gefahren. So etwas hat dafür unseren Teamgeist verschworener gemacht, auch wenn wir auf eine Trainingseinheit verzichtet haben.

 

Du hast damals auch mit dem heutigen FRISCH AUF!-Geschäftsführer Gerd Hofele zusammengespielt. Was hat Gerd damals auf und neben der Platte ausgezeichnet? Und war es damals schon abzusehen, dass die Entwicklung auf der Geschäftsebene unter seiner Führung in diese Richtung (mit vier Europapokalsiegen) gehen würde?

Gerd war für mich schon immer ein „wissenschaftlich strategisch denkender Kopf“, insofern super, dass hier FRISCH AUF! auch einen ehemaligen Spieler für Management-Aufgaben das Vertrauen (und das auch mittlerweile seit vielen Jahren) geschenkt hat. Er war oder ist auch menschlich ein feiner Kerl und hat mir auch als Freund, gerade während meines eigenen Studiums, hilfreich zur Seite gestanden.

 

Was hat FRISCH AUF! in Deiner aktiven Zeit als Verein und Mannschaft besonders gemacht?

FRISCH AUF! verkörpert immer Traditionswerte, nicht alles Neue muss auch besser sein: aber eins hat mich unheimlich geprägt: die Erkenntnis, dass Du nur zusammen als Mannschaft, wenn diese in sich stimmig ist, auch Erfolg hast (und dazu noch diese Fans und Halle im Rücken, das war zusammen eine immense Macht) … das hat meine Teamplayer-Erfahrung bis heute geprägt auch bis in den Beruf. Ich spürte immer eine hohe Identifikation aller im Verein und dem Umfeld – nur mit einem „Miteinander“ funktioniert es.

 

Hast Du noch Kontakt zu ehemaligen Weggefährten aus Deiner Göppinger Zeit? Wenn ja, zu wem?

Ja, zu sehr vielen: wie z.B. Markus Gaugisch, Bernd Vollmer, Matthias Dudium, Michael Lackinger, Wolfgang Birk, Gerd Handerer, Christian Fina, Stefan Klaus oder Jürgen Frey und insbesondere natürlich zu Heiko Ruess

 

Welche Mitspieler oder Trainer haben Dich besonders geprägt?

Es war mir eine große Ehre mit Rolf Schlögl noch zusammen spielen zu dürfen – Rolf, der die Tradition und Attribute von FRISCH AUF! für mich verkörpert hat, wie kein Zweiter und diesen Spirit an uns weitergegeben hat.

Bernd Vollmer als Kapitän hat mich sehr unterstützt beim Einstieg und wir sind enge Freunde geworden, so dass er auch Taufpate ist meiner Tochter Anna-Lena.

Dann als Trainer Thomas Kibele: er war für uns fachlich und menschlich ein überragender Trainer und Mensch, der immer an mich geglaubt und mir vertraut hat – dank ihm konnte ich diesen Weg gehen.

 

Was war insgesamt betrachtet das größte Highlight Deiner Karriere?

Ich könnte Aufstiege aufzählen, aber meine schönste Zeit war die Erfahrung in Göppingen – es hat mein Leben in jeglicher Hinsicht in neue Bahnen gelenkt: ich konnte in der Zeit Betriebswirtschaft studieren, meine damalige Frau kennenlernen und unsere Familie mit unseren tollen Kindern gründen.

 

Wie hat sich der Handballsport seit Deiner aktiven Zeit verändert – sowohl sportlich als auch im Umfeld? Gibt es Entwicklungen, die Du besonders beeindruckend oder überraschend finden?

Der Handball wurde über die Jahre viel professioneller, insbesondere in der Vermarktung in der Öffentlichkeit (Social-Media, TV-Präsenz), aber auch die Vereinsstrukturen wurden in betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen professionalisiert. Der Handball selbst wurde immens schneller (Stichwort: „schnelle Mitte / 7. Feldspieler“)

 

Gibt es etwas aus Deiner aktiven Zeit, das Du im heutigen Handball vermisst?

Das ist für mich mit dem heutigen Abstand schwierig zu beurteilen. Wir konnten früher (dank der nicht gegebenen Social-Media-Kontrolle) auch als Mannschaft miteinander mal „Blödsinn“ machen, was m.E. den Teamgeist gefördert und zusammengeschweißt hat. Ich weiß nicht, ob das heute noch den Spielern möglich ist bei der ständigen Social-Media-Präsenz und Transparenz.

 

Wie ging es für Dich nach Deiner Zeit bei FRISCH AUF! weiter – sportlich, beruflich & privat?

Nach meiner FRISCH AUF!-Zeit habe ich noch in Bielefeld, Pfullingen und Balingen-Weilstetten leistungsorientiert Handball gespielt. Mit dem Ende meines BWL-Studiums musste ich dann sportlich kürzertreten und bin bei einer Banken-Gruppe in die Projektfinanzierung eingestiegen. Privat lebe ich seit 2010 im wunderschönen Hamburg und bin aber regelmäßig hier „im Ländle“, da meine beiden Kinder, Mutter und viele Freunde hier leben die ich regelmäßig besuche.

 

Verfolgst Du die Spiele von FRISCH AUF! noch? Wann warst Du zuletzt bei einem Spiel oder zu Besuch in Göppingen?

Ja, natürlich sehr intensiv: ich bin gefühlt täglich in einer WhatsApp-Gruppe mit Heiko Ruess, Stefan Klaus und Bernd Vollmer und wenn ich hier im Remstal bin, versuche ich auch immer die Heimspiele zu besuchen: so wie gegen Hamburg oder. Ansonsten verfolge ich die FRISCH AUF!-Spiele kontinuierlich über Dyn.

 

Wie nimmst Du FRISCH AUF! heute wahr?

FRISCH AUF! hat sich über die Jahre sehr professionalisiert, sucht m.E. sportlich der Zeit noch seine eigene Identität einer dauerhaften Tabellenplatz-Etablierung – das aber auch m.E. nachvollziehbare Gründe hat: der Verein hat sich für die aktuelle Spielzeit entschieden personell neu aufzustellen, dies braucht einfach Zeit, bis sich Trainer-Team und Spieler zusammenfinden, zusammen performen und wachsen können. Dies sieht man gerade im Vergleich zu über Jahre konstant „gewachsenen“ Mannschaften wie z.B. Magdeburg, Berlin oder Flensburg.

 

Zum Abschluss: Welche Bedeutung hat FRISCH AUF! heute noch für Dich?

Für mich hat FRISCH AUF! mein Leben (auch in Folge privat und beruflich) maßgeblich geprägt und werde ich mein Leben lang dankbar sein – und ich denke da sehr oft daran: ich konnte studieren, meine Familie gründen, aus der unsere zwei tollen Kinder hervor gegangen sind und es war mir eine große Ehre hier in der Hohenstaufenhalle spielen zu dürfen.

 

Vielen Dank für das Interview und die spannenden Einblicke! Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute – sowohl im Handball als auch persönlich.

 

Video-Interview

Nach dem Heimsieg gegen Leipzig Ende März 2025 waren Thomas Pohl und Matthias Dudium persönlich zu Gast in der OSG-Spieltagsshow im Gespräch mit Holger Laser und Karlheinz Beck.