"Die Brücke der Hoffnung nach Indien" - Interview mit Reiner Schmid (Asha Varadhi e.V.)

Asha Varadhi ist ein Verein, der sich dafür einsetzt, die Gesundheitspflege, die Erziehung, die Volksbildung sowie Hilfsbedürftige in Indien finanziell und moralisch zu fördern und zu unterstützen. Der 2004 gegründete Verein will durch gezielte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit auf die Probleme dieser benachteiligten Menschen, insbesondere Kinder und Frauen, hinweisen. Wir haben mit dem 1. Vorsitzenden Reiner Schmid gesprochen.

 

Hallo Herr Schmid, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Viele werden sich bestimmt fragen, was „Asha Varadhi“ überhaupt bedeutet.

Das indische Wort „Asha“ bedeutet Hoffnung und „Varadhi“ heißt übersetzt Brücke. Wir sehen uns selbst somit als die Brücke der Hoffnung nach Indien.

Woher kam die Idee, den Verein zu gründen und sich damit in Indien zu engagieren?

Vor der Gründung des Vereins hatte ich mit Indien direkt nicht am Hut. Mir wurde mal ein Buch über Indien geschenkt, das ich sehr interessant fand und nachdem ich die Bilder von dort gesehen habe, habe ich mir gesagt, dass ich das mal live vor Ort sehen möchte. 2003 bin ich dann nach Indien gereist und habe die Umstände dort gesehen. Gemeinsam mit acht Freunden haben wir anschließend den Verein Asha Varadhi e.V. gegründet und seither reise ich jedes Jahr nach Indien - ausgenommen die Jahre 2021 und 2022, da es dort coronabedingt leider nicht möglich war.

Wie viele Mitglieder haben Sie mittlerweile?

Wir haben aktuell 88 Mitglieder und fast 100 Patenschaften. Beeindrucken ist, dass fast die Hälfte aller Patenschaften keine Mitglieder sind. Der Trend geht dabei langsam, aber stetig bergauf. Die Leute, die dabei sind, sind sehr zufrieden und auch Vereinsaustritte gibt es so gut wie gar keine.

Was ist ihr großes Ziel?

Das große Ziel heißt Bildung - vor allem für Mädchen. Das verfolgen wir ganz stark. Darüber hinaus sind Patenschaften für uns bzw. die Leute in Indien extrem wichtig, damit die Kinder zur Schule gehen dürfen. In Indien ist die sogenannte Mitgift noch immer ein Problem. Dort müssen die Eltern der Braut hohe Geschenke machen, wie z.B. Gold und Geld. Das treibt die Familien teilweise in den Ruin. Doch die Eltern bzw. deren Einstellungen lassen sich nicht mehr ändern. Mein Ziel ist es, dass die Kinder, egal ob sie Patenkinder sind oder nicht, ihren Kindern dann keine Mitgift mehr zahlen müssen, damit dieser Unfug irgendwann aufhört. Dies ist auch der Grund, warum viele Mädchen nach der Geburt getötet oder bereits vorher abgetrieben werden. In unserer Gesellschaft wäre so etwas kaum denkbar, dort gehört es teilweise dazu. Mit unserer finanziellen Unterstützung dürfen die Kinder in die Schule. Die Lehrmethoden sind anders als bei uns, sie sitzen auf Steinböden, lernen gemeinsam und machen Hausaufgaben zusammen.

Welche Projekte haben Sie aktuell?

Wir verfolgen derzeit mehrere größere Projekte. Zum einen wollen wir Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Toiletten und Brunnen bauen. Schulen mit über 600 Schülerinnen und Schüler haben teilweise keine Toiletten. Das ist mit ein Grund, weshalb vor allem junge Mädchen während ihrer Menstruation keine Möglichkeit haben, ihre Hygieneartikel zu wechseln und dann lieber von der Schule wegbleiben und diese dann auch komplett abbrechen. Es existiert zwar eine 10-jährige Schulpflicht, aber keiner kontrolliert diese.
Darüber hinaus widmen wir uns dem Thema HIV. Viele Eltern sterben aufgrund von Aids und der schlechten medizinischen Versorgung oder werden derart krank, dass sie nicht mehr arbeiten und kein Geld mehr verdienen können. Diese Familien unterstütze wir finanziell, damit trotz dieser Krankheit ein weitestgehend normales Leben gelebt werden kann.

Hab Sie auch schon Projekte geplant, die Sie in Zukunft angehen wollen?

Ich würde mir wünschen, dass es in Indien mehr Solarsysteme gibt und die Häuser nicht mehr über Feuerstellen erwärmt werden müssen, da diese sämtliche Zimmer verrauchen. Allerdings scheinen die Leute in Indien noch nicht bereit dafür zu sein. Ansonsten gibt es aktuell noch kein neues Projekt.

Wie kommen Sie zu neuen Projekten? Kommen externe Leute auf Sie zu oder erarbeiten Sie diese mit den Vereinsmitgliedern?

Wir erhalten mehrere Anfragen von Schwestern zweier verschiedenen Konventen. Diese werden von uns bei einer Vereinssitzung besprochen und beschlossen, welche Anliegen aus unserer Sicht wichtig sind. Im Jahr 2017 waren wir zudem gemeinsam mit elf Mitgliedern und Paten in Indien, um uns direkt vor Ort ein Bild zu machen. Es ist schwer dort jemanden zu vertrauen und zu wissen, wer ist seriös. Seit mittlerweile über 10 Jahren arbeiten wir erfolgreich mit den Schwestern aus dem Sancta Theresa Convent in Yemmiganur (CTC Congregation of Teresian Carmelites) und dem Jesus Mary Joseph Orden (JMJ) in Hyderabad zusammen.

Was können interessierte Menschen tun, um Ihren Verein zu unterstützen?

Zum einen durch eine Mitgliedschaft für 30 € im Jahr. Außerdem hilft auch eine Patenschaft für ein Kind und deren Familie. Grundsätzlich kostet eine Patenschaft 20 € im Monat. Es handelt sich dabei aber um keine Brieffreundschaft, sondern um die Sicherstellung, dass den Familien vor allem finanziell geholfen wird. Auch Spenden sind bei uns immer willkommen. Im Frühjahr und im Herbst finden verschiedene Veranstaltungen statt. Dieses Jahr findet am 5. November wieder das Diwali Lichterfest statt. Dort gibt es typisches indisches Essen und ein buntes Rahmenprogramm.

Welche abschließenden persönlichen Sätze möchten Sie an die FRISCH AUF!-Fans richten?

Wir sind immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Wer Interesse an einer Mitgliedschaft und/oder Patenschaft hat, kann sich gerne bei uns melden. Unter www.asha-varadhi.com finden Sie weitere Infos zum Verein und zu unseren Aktionen.